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-Vintage-

Mode und Handarbeitswissen

Hier teilen wir mit euch unser Wissen zu vergangener Mode und Handarbeiten aller Art. Die Seite wird regelmäßig ergänzt.

Viel Spaß beim lesen.

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Das Schnittmuster

Unverzichtbar, zumindest als unerfahrener Schneidern ist, beim Nähen das Schnittmuster.

In der Schneiderei ist das Schnittmuster meist ein aus dünnem Papier hergestellter Satz Schablonen, die auf den zu verarbeitenden Stoff aufgelegt werden, um nach deren Vorlage ausgeschnitten zu werden. Das Schnittmuster enthält alle Markierungen, die zur Herstellung eines spezifischen Kleidungsstücks in einer spezifischen Größe notwendig sind.​​

Schnittmuster lassen sich auf die individuellen Körpermaße einer Person anpassen. Sie können auch in einem festgelegten Größen-Satz hergestellt werden (schnittmuster-naehen.de, 2015). 

Bei Diesem spricht man von Konfektion, die vor allem in der industriellen Herstellung von Kleidung Verwendung findet. Ein Größensatz kann dabei auf andere Kleidergrößen umgerechnet werden. Den Unterschied zur nächst kleineren oder größeren Größe nennt man Größensprung. Der Sprung zu einer Anderen oder direkt zu mehreren Größen nennt man wiederum Gradieren bzw Gradierung. 

Konfektionsgrößen wie wir sie heute kennen, sind orientiert an Maßtabellen. Erstmals wurden in den 1960er Jahren standardisierte Tabellen eingeführt (Westdeutsche 2012). Grundsätzlich entwickelt jeder Bekleidungshersteller seine eigenen Größensätze, orientiert sich aber an den jeweiligen nationalen Tabellen. Das ist auch der Grund, warum manche Kleidungsstücke besser passen als andere. Grundsätzlich bieten Kleidergrößen dem Verbraucher eine Orientierung. Sie sind aber kein absoluter Indikator für eine gleichbleibende Passform. Heute, in einer Zeit, in der sich der Kleiderhandel mehr und mehr in Richtung Online-Shopping verschiebt, ist diese Größen-Orientierung wichtiger denn je. Aber auch für Personen, die Ihre Garderobe in eigener Regie schneidern, sind Kleidergrößen von großer Bedeutung. Vor allem, wenn dabei auf ein fertiges Schnittmuster zurückgegriffen wird. 

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Es herrscht der kollektive Irrglaube, dass fertige Schnittmuster erst seit Aenne Burda 1949 in Deutschland existieren. Weiter noch, dass sie die Erfinderin des Papierschnittmusters sei  (Tagesspiegel, 2007). Durch das „Burda Monopol“ wurde in der Gesellschaft ein falsches Bild von der Entstehungsgeschichte des Schnittmusters gezeichnet. Aenne Burda hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Verlegern. Die betrogene Großverleger Gattin forderte ein eigenes Schnittmuster Magazin als „Wiedergut-Machung“ von ihrem Mann. Sie profitierte von der bereits geschaffenen Infrastruktur des Burda Verlagshauses und publizierte direkt in großen Auflagen. Grundlage ihres Modeblattes war der insolvente Verlag Elfi-Moden von Elfriede Breuer, der Geliebten und ehemaligen Sekretärin von 

Franz Burda. Aenne Burda übernahm diesen, finanziert von ihrem Ehemann und vertrieb ihr Magazin „Burda Moden“ ab 1950 mit einer Auflage von 100.000 Stück. Das Blatt schlug ein und Burda publizierte 20 Jahre später Auflagen von 1,5 Millionen. So wurde sie zur Legende. (Vgl. Dröge 2017:10). 

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Erfunden hat Burda weder Schnittmuster an sich, noch das Schnittmuster-Magazin. Kurt Droge fasst zusammen, „dass es nicht das Konzept war, welches Burda Moden so erfolgreich gemacht hat, sondern die Wirtschaftsmacht, die jede Konkurrenz rasch und auf Dauer zu erdrücken in der Lage war“.(vgl. Dröge 2017:10) Das Schnittmuster gibt es bereits viel länger. Die Entwicklung zum Schnittmuster, wie wir es heute kennen, ist komplex und dauerte Jahrhunderte. 

Die Idee zum gradierten Papierschnitt hatte der Amerikaner Ebeneezer Butterick 1863 (vgl. cremer-kg.de). Er hatte die Idee, ein Schnittmuster in verschiedenen Größen aus Seidenpapier auszuschneiden und diese gewerblich zu vertreiben. Um einen günstigen Versand zu ermöglichen, wählte er das sehr dünne Papier.  Eine entsprechende Größe wurde anhand einer Tabelle ausgewählt, auf den Stoff nach Lageplan aufgelegt, dieser zugeschnitten und zusammengenäht. Dieses Vorgehen stellte sich als effizientes Modell heraus. Zu Beginn beschränke er sich auf Modelle für Herren und Jungen, doch bereits drei Jahre später erweiterte er sein Sortiment um Damen und Mädchenmodelle. Angeboten wurden die Damenmodelle in 13 verschiedenen Größen (vgl. Stoffrepublik.ch). Im Jahr 1867 veröffentlicht er seine Schnittmuster im Magazin „Ladies Quarterly of Broadway Fashions“. Buttericks Schnittmuster werden bis heute herstellt und vertrieben. In den USA sind diese heute Marktführer (vgl. Stoffrepublik.ch).

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Quellen:

- (schnittmuster-naehen.de, 2015): https://schnittmuster-naehen.de/schnittmuster/definition/

- Westdeutsche (2012) Was es mit den Konfektionsgrößen auf sich hat, Westdeutsche Zeitung. Verfügbar unter: https://www.wz.de/panorama/was-es-mit-den-konfektionsgroessen-auf-sich-hat_aid-30499375 (Zugegriffen: 3. Januar 2024).

-Tagesspiegel, D. (2007) „Geschichte: Einigkeit und Recht und Burda“, Der Tagesspiegel, 9 November. Verfügbar unter: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/geschichte/einigkeit-und-recht-und-burda-1572181.html (Zugegriffen: 5. September 2023).

- Dröge, K. (2017) Modezeitschrift und Zuschneidewerk: Das Schnittmusterjournal „Frohne Modelle“ in Schötmar (Lippe). 1. Aufl. Norderstedt: Books on Demand.

- (vgl. cremer-kg.de): https://cremer-kg.de/butterick/

-:(vgl. Stoffrepublik.ch): www.Stoffrepublik.ch

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